Opfer. Ein Wort, dass vor allem durch die Jugendsprache wieder Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch erhält, und das so viel Triggerpotential hat.

Was macht das Wort mit Dir? Atme mal tief ein und aus und dann sage das Wort einfach einmal für Dich – egal ob laut oder nur in Deinem Kopf. Was passiert mit Dir? 

Gehst Du innerlich auf die Barrikaden? Oder lässt Du eher resigniert den Kopf hängen? Verdrehst Du die Augen? Sträubt sich Dein Nackenfell?

Ich kennen nur sehr wenige Leute, die dieses Wort kalt lässt.


Was bedeutet Opfer-Sein eigentlich?

„Opfer-Sein“ bringt soziale Missverhältnisse zum Ausdruck, hat mit Fremdbestimmung, Hilflosigkeit und Ohnmacht zu tun, mit Passivität und Abhängigkeit.“ (www.juraforum.de)


Tatsache ist, dass wir uns ungünstigen bis hin zu schlimmen Situationen im Leben nicht entziehen können und jeder hin und wieder im Leben Opfer sein wird. Ich kenne nicht einen Teenager, der sich nicht wenigstens ab und an fremdbestimmt und oder ohnmächtig fühlt. Das zieht sich später dann weiter im Berufsleben und in Beziehungen. Die Frage ist, wie gehen wir mit solchen Missverhältnissen um? Bleiben wir Opfer oder befreien wir uns aus der Situation? Und mit befreien meine ich nicht nur, die Situation zu verlassen, sondern sich von der Ohnmacht und der Hilflosigkeit zu befreien. Solange eine Situation aus unserem Leben, in der wir ein Opfer waren, die Macht hat, unser Tun und Handeln negativ zu beeinflussen, solange sind wir nicht frei.

Die Opferrolle kann sehr vielfältige Ausprägungen haben. Und so entmachtet sich das Opfer oft fühlt, so grosse Macht übt es mit seiner Rolle oft über sein Umfeld aus. 

Opfer werden in unserer Gesellschaft meist mit Unschuld gleichgesetzt. Sich in Unschuld auszuruhen ist verlockend, da man in dieser Position wenig angreifbar – also relativ bzw. vermeintlich sicher – ist. Aber der grosse Nachteil ist auch, dass man so in der Ohnmacht bleibt. Es ist eine Rolle in der man sich unterordnet und meist schwächer ist als man sein könnte. Die Opferrolle verhindert selbstbestimmtes und selbstermächtigendes Verhalten. Opfer, die in ihrer Rolle aufgehen, übernehmen keine Verantwortung für Ihr Leben und Handeln und schieben sie auf andere – leben also die Ohnmacht wieder und wieder. Während das Umfeld die Konsequenzen trägt, da sich das Opfer entzieht und die einst erzwungene Fremdbestimmung immer wieder herbeiführt, indem und die Verantwortung anderen aufgezwungen wird. Tragisch dabei ist, dass es in dieser Situation nur Verlierer gibt. Und so wird aus dem Opfer gleichzeitig eine Art passiver Täter.

Andere haben sich geschworen, nie wieder Opfer zu sein. Sie wehren sich so stark gegen die Ohnmacht und Hilflosigkeit, dass es ihnen in herausfordernden Situation nicht gelingt, Mitgefühl und Verhältnismässigkeit aufzubringen. Vor lauter Angst, selbst wieder zum Opfer zu werden, werden sie damit – oft ohne es zu wollen oder aber durch billigendes In-Kauf-nehmen – zu Tätern, die andere unterdrücken. Aber auch damit sind sie immer noch Opfer von Missverhältnissen aus der Vergangenheit, die ihnen kein freies Handeln erlauben und sie letztlich zu dem machen, unter dem sie selbst gelitten haben.

Und hier kommt das Geheimnis:

Das Gegenteil von Opfer-Sein ist nicht Täter-Sein.
Täter- und Opfer sein gehört zusammen.
Das wirkliche Gegenteil von Opfer-Sein ist Frei-Sein.


Erlaube Dir, Unrecht los zu lassen. Was geschehen ist, ist geschehen und nur Du kannst entscheiden, wie lang Dich das Geschehene verfolgt und Dein Handeln bestimmt. Es darf Dich beeinflussen, Du kannst es schliesslich nicht ungeschehen machen. Aber erlaube ihm nicht, Dich zu kontrollieren. Sieh es eher als Deinen Berater, aber nicht als Deinen Chef. Wenn Dir das gelingt, lässt Du die Opferrolle endgültig los und Du kannst aus Unrecht wertvolle Erfahrung schöpfen. Nicht mehr nur Überlebende*r sein, sondern wirklich selbstbestimmt leben!

In diesem Sinne: sei frei und denk daran, dass wir uns immer freuen, von Dir zu hören!

Bis bald

Nina & Pascal
Lang & Esche Hypnosetherapeuten

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